Blog: Oktober

Dienstag, 27.10.15

Travel-Time

Freitagmittag: FERIEN!!! Das Gefühl ist großartig. Zur Krönung habe ich es sogar geschafft ein riesen Curry zu kochen, und das war echt sogar ganz gut :3 Ich koch hier sehr oft und ich werde wirklich besser was Geschmack und Menge angeht. Das zu merken, macht mich glücklich.

Ein komisches Gefühl allerdings war es, sich von Julia und Eileen zu verabschieden. Weil die beiden nach ihrer Zeit bei SCAO durch Vietnam reisen werden, wollen sie ihre Ferien natürlich darauf verwenden, Kambodscha zu erkunden. Haben aber alles ohne Tränen überstanden, haha.

Nunja, Jako und ich waren von da an also auf uns allein gestellt. Morgens um 5 ging es los, ich erinnere mich noch an unsere Suche nach 2 gemeinsamen Motos. Es war zu früh für TukTuks, und wegen unseren Rucksäcken hätten wir nicht zusammen auf eins gepasst. Auf dem Weg zur Busstation hab ich den Mond gesehen. Ich musste an den Mann im Mond denken, der sich hübsch auf unsere deutsche Mondsichel legen kann. Hier sieht der Mond anders aus. Hier ist die Mondsichel anders, hier haben wir einen Hängemattenmond. Ich fand die Erkenntnis klasse, sie hat den Sonnenaufgang perfekt gemacht.

Die Busfahrt hat sehr lange gedauert, vor allem wegen dem überfüllten Grenzübergang. (Ich habe irgendwie ein Händchen dafür, unbeabsichtigt an verbotenen Orten Bilder zu machen) Was aber extrem cool ist: Wenn man als Deutscher in Vietnam einreist, kriegt man ein Monat lang ein kostenloses Visa. Wir mussten also nichts bezahlen. Ich habe keinen besonderen Unterschied zwischen Kambodscha und Vietnam gemerkt, zumindest auf dem ersten Blick in der Countryside nicht. Die Häuser schienen gleich zu sein, ebenso ist es auch in Vietnam typisch, dass sich ein kleiner Shop an den anderen reiht, der genau das gleiche Zeug verkauft, wie sein Nachbar.

HO CHI MINH

Als wir dann in Ho Chi Minh ankamen, war ich begeistert. Der kleine Fluss, der die Stadt durchquert, ist wunderschön integriert, kaum Müll, richtige Straßen, die meisten Fahrer tragen Helme, es gibt Busse, und ganz ganz viele Bäume. Wir haben sogar einen Zug gesehen!! Es war so schön.

Der Bus hat uns in der Backpacker Area von HCM rausgelassen. Wieder begeistert. Ein angelegter Park mit Federballfeldern, Tanzkursen, Fitnessgeräten, etc. Natürlich wurde es für die Touristen angelegt, aber: Alles war voll mit Vietnamesen!!! Es war so toll zu sehen, wie der Tourismus halt auch echt Vorteile für die Bevölkerung haben kann. Es war richtig richtig cool. Wir haben uns von nem Guide anquatschen lassen, der uns in ein schnuckeliges Guesthouse gebracht hat. 5 Dollar für ein Zweierzimmer. Das bezahlen wir in Phnom Penh für einen Dorm. Ich glaube inzwischen, dass PP teuer ist. Außerdem: Obwohl das Zimmer mitten in der Stadt lag, war es ruhiger, als wir es aus Kambodscha gewohnt sind. Hier gibt es einfach nicht so viele Baustellen, das Land ist einfach schon vieeel weiter.

Wir haben direkt für den nächsten Tag eine Mekongtour gebucht und uns in unserem Zimmer eingerichtet. Ich hatte soooo gute Laune, es war einfach ein klasse Gefühl zu wissen, dass ich schon wieder auf einem anderen Fleck auf dieser Erdkugel bin. Wieder woanders, wieder wunderschön!

Bei Einbruch der Dunkelheit machten wir uns auf den Weg und starteten unsere kleine Sauftour durch HCM. Natürlich mit einem Fruchtshake angefangen, weiter zu einer Bar, in der wir unsere eigene Musik abspielen konnten, weiter auf ein Rooftop, weiter in eine Bar, in der Jakos Lieblingsbier verkauft wurde. Diese Bar hat sich zu einem halbem Club entpuppt, und Jako wurde unnormal für sein komisches Aussehen gefeiert (Bart und Zopf) Die Vietnamesen konnten garnicht genug Bilder machen und wir haben alle zusammen ausgelassen getanzt. Es war herrlich, voll ausgepowert schleppten wir uns zurück ins Hostel. Gottseidank war es noch ziemlich früh (da wir auch so früh losgegangen waren), denn am nächsten Morgen mussten wir wieder früh aufstehen, um unseren Pickup für die Mekongtour nicht zu verpassen. 


Der hat dann natürlich wieder auf sich warten lassen. Kennt man ja. Die Fahrt sollte 2 Stunden dauern, der Minivan war voller Backpacker und wurde von einem vietnamesischen Fremdenführer gekrönt. Nachdem er „If you happy and you know it“ angestimmt hatte, laberte er eine ganze Menge oberflächlichen Kack. Naja, ich weiß nicht, ob er das sagt, weil Backpacker das witzig finden, oder weil es die Wahrheit ist. Aber er erzählte, dass man in Vietnam als Mann ein Moto braucht, sonst kriegt man keine Frau. Außerdem meinte er dass im Norden nur hässliche Frauen sind und hier im Süden sind die „beautiful ladies and the handsome gentlemen“. Ich war kurz vorm Kotzen. Schon als wir in HCM angekommen sind, war das aller aller Erste, was mir aufgefallen ist, die Flaggen. An JEDER Sraßenlaterne hingen rote Banner. Entweder mit dem gelben vietnamesischen Stern, oder mit Hammer und Sichel. Also wirklich krass. Naja, wir haben einen kurzen Zwischenstopp eingelegt und einen Tempel besichtigt. 

Der erste Tempel, den ich wirklich schön fand. In Kambodscha waren die Pagoden immer mit irgendwelchen Statuen vollgestopft und keine Ahnung warum, aber irgendwie hat es in mir jedes Mal ein ablehnendes Gefühl geweckt. Dieser Tempel war anders, er war wunderschön. Um so bedauernswerter war es, dass wir (aufgrund des Führers) großem Zeitdruck ausgesetzt waren. Dieser Zeitdruck sollte die gesamte Tour anhalten. Wir fuhren mit einem Motorboot von Insel zu Insel. Es war eine wunderschöne Landschaft und wir haben wirklich eine Menge gesehen. Unter anderem Kokoscandy-Herstellung, Kokospfannkuchen, Schnaps mit Schlangen und Skorpionen, Krokodile, eine Schlange, traditionelle Sängerinnen, Honigbienen und vieles mehr. Das beste war die Fahrt auf einem kleinen Boot mit eigenem Fahrer.

Mui Ne

Zurück in HCM haben wir lecker gegessen, das beste Curry meines Lebens und haben dann den Bus nach MuiNe genommen. MuiNe ist ein Ort direkt am Meer, das eigentliche Ziel unserer Reise. Ohne es zu wissen, haben wir einen Nachtbus gebucht, also ein Bus mit „Betten“. Wir haben die Situation erstmal richtig gefeiert, schlafen konnte ich aber nicht. Stattdessen habe ich ein unglaubliches Wetterleuchten beobachten können. Es war so beeindruckend schön. Dort angekommen waren wir erstmal komplett verloren. Der Typ vom Travelagent hat uns eine Visitenkarte in die Hand gedrückt und in die falsche Richtung geschickt. Naja, ist man inzwischen ja wirklich gewohnt. Haben dann ein anderes Hostel direkt am Strand gefunden. Bevor ich tot ins Bett gefallen bin, habe ich meine Füße noch in die Brandung gehalten. Ich weiß nicht, ich wusste nie, dass ich ein Meermensch bin. Aber... es hat sich einfach sooo gut angefühlt und angehört, die ganze Situation mit dem Mond und dem Meer und dem unglaublich weichen Sand war perfekt. 

Am nächsten Morgen steh ich auf und lauf gegen die Bettkante. „Auuu!!“ jammer ich. Danach gehen wir los um uns ein Baguette zum Frühstück zu holen. Auf dem Rückweg laufe ich gegen ein (meterweit entferntes) Tischbein. „Auuu manno!!“ Jako fragt mich, ob alles okay ist. Jahh, sage ich und gucke unglücklich meinen Fuß an. Der ist auf einmal rot -_- Ich kenne das rot schon, weil ich meinen Fuß bei dem Überfall vor ein paar Wochen ja schonmal blutig geschrammt hatte. Oh neee, for real? Wir laufen nach Hause und ich wasche den Fuß ab, aber er hört nicht auf zu bluten. Mein kleiner Zeh ist ein bisschen vom Rest des Fußes abgerissen. Nach langem Überlegen entscheide ich mich dafür, einen Arzt die Sache säubern zu lassen. Sicher ist sicher. Ich finde eine nette Klinik und auf einmal werde ich vor einer Betäubungsspritze gewarnt. Ich hab garnicht verstanden, was der Arzt von mir wollte. 

Ich wurde noch nie in meinem Leben genäht. Während der Prozedur musste ich echt mit den Tränen kämpfen. Nein, ich hatte keine Schmerzen. Also doch, mein Herz tat weh. Waaarum!? Man kann überall auf der Welt gegen ein Tischbein laufen! Ich kann von mir aus auch in Phnom Penh gegen ein Tischbein laufen! Aber bitte doch nicht ausgerechnet, wenn ich im Badeurlaub bin! Ihr wisst, dass ich daran glaube, dass alles kommt wie es kommen soll und alles aus einem Grund passiert und ich aus allem, was mir widerfährt, lernen kann. Dieser Gedanke war das Einzige, was mich noch von den Tränen trennte. Ich war also am Strand und konnte nicht baden. Den ersten Tag hab ich das auch durchgehalten, Jako und ich haben den ganzen Tag mit deepen Gesprächen verbracht.

Ich habe ja schon erwähnt, dass ich ein Händchen für solche Bilder habe
Ich habe ja schon erwähnt, dass ich ein Händchen für solche Bilder habe

Am zweiten bin ich dann mit einer Plastiktüte und einem Schwimmring baden gegangen. Danach hatte ich einen lustigen Sonnenbrand auf meinem Schienbein. Ich muss so bescheuert ausgesehen haben, ich habe wirklich mein Bestes gegeben, um so nass wie möglich zu werden. 


Später am Tage ging es dann durch ein Flußbett und in eine kleine Sandwüste. Unglaubliche Bilder, die sich einem dort gezeigt haben. Einfach unglaublich schön und überwältigend. Ich fand es so faszinierend, dass so verschiedene Landschaften direkt nebeneinander existieren. Wegen meinem Fuß habe ich etwas länger gebraucht, um die Dünen zu erklimmen. Oben herrschte ein enormer Wind, unglaublich was für eine Kraft die Natur hat. Ein Stand verlieh Quads, deren Gröhlen die Vollkommenheit der Wüste zerstörte. Andererseits brauchten sie nur hinter der nächsten Düne zu verschwinden und schon war ich wieder alleine mit nichts außer dem Pfeifen des Windes in meinen Ohren. Ich konnte wieder einfach nur staunen. 

Nach dieser extrem dreckigen Tour bin ich dann ein bisschen beschämt wieder zur Klinik gegangen. Der Arzt hatte gesagt, dass der Fuß 3 Tage nicht nass werden darf und ich Antibiotika zur Vorbeugung gegen Infektionen nehmen soll. Hab ich natürlich nicht genommen. Und der Fuß ist nicht nur nass, sondern auch noch sandig geworden. Deshalb wollte ich ihn lieber nochmal professionell reinigen lassen. Zum Glück war eine andere Ärztin da. Bis dahin stellte sich mir noch immer die Frage, was dieser Grund war. Weshalb musste mir das hier passieren. Natürlich hat es mich gelehrt, mit einer derart ärgerlichen Situation umzugehen. Aber das war mir noch nicht Grund genug. Die Frage hat mich nicht gequält, das hätte mir ja auch nichts gebracht. Aber sie war da. Auf dem Rückweg vom Doktor habe ich dann endlich den Grund gefunden. Ich entdeckte einen Laden, der... wow. Er war einfach perfekt. Ich habe mich sooo wohl gefühlt, die Klamotten... Waren einfach alle perfekt. Ich hätte den Laden am liebsten aufgekauft. Nach langem Ringen habe ich mich für ein Tshirt entschieden. Die Verkäuferin ließ nicht mit sich verhandeln. Ich musste das Shirt einfach kaufen und habe 30 Dollar geblecht. Totally worth it. Dieses Tshirt ist der Grund, weshalb ich meinen Zeh kaputt gemacht habe. Und ich bin glücklich damit. 

Auch der weitere Verlauf des Abends war sehr schön. Auf unserer Wüstentour haben wir einen Deutschen und eine Amerikanerin kennen gelernt, die uns neue Kartenspiele beigebracht haben. Es ist unglaublich, wie viele deutsche Backpacker unterwegs sind. Überall.

Dalat

Unseren nächsten Halt verdanken wir ebenfalls einer Deutschen. Sie hat uns in HCM im Travelagent zugehört und Tipps für unsere Reise gegeben. Wir sollen unbedingt nach Dalat, dort kann man an Wasserfällen klettern. Mehr wussten wir von Dalat aber auch nicht. 

Ich war komplett überrascht, als mir während der Fahrt erzählt wurde, dass Dalat mitten in den Bergen ist. Die Fahrt führte also über endlose Serpentinen, und hat dementsprechend eine Menge Zeit in Anspruch genommen, und Jako zu schaffen gemacht. Fahrkrank oderso. Mir hat es nichts gemacht, wir haben nämlich einen Japaner und ein holländischen Paar kennen gelernt, und uns die Zeit richtig gut vertrieben. Bis heute sind die beiden die coolsten Menschen, die ich bis jetzt beim Traveln kennen gelernt habe. Wir sind dann einfach in ihr Hotel mitgekommen, erstmal fast erfroren, wirklich, so hoch in den Bergen herrschten deutsche Temperaturen! Ein Zimmer ohne Aircon und ohne Fan. Am Abend sind wir gemeinsam grillen gegangen und ach, das waren echt ganz besondere Leute. Am nächsten Morgen ging es dann recht früh zu den Wasserfällen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich noch keinen wasserfesten Schutz für meine Kamera, deshalb konnte ich keine Fotos machen. Also heißt es, Bilder im Kopf abspeichern. Viel umhergucken konnte ich auf dem Weg jedoch auch nicht, weil ich mich sehr auf den Pfad konzentrieren musste, um nicht wegzurutschen. Was ich definitiv bemerkt habe: Wir waren in einem Nadelwald. Wir hätten auch in Schweden oder im Harz sein können. Das erste Abseilen war von einer Felswand, und die letzten Meter sollte man sich fallen lassen. Das Gefühl war uuuunbeschreiblich. Ich habe erst das Adrenalin zu spüren bekommen, als ich mich schon auf den Weg Richtung irgendwo nach unten befand. Dann das Springen... Ich bin einfach voll der Kreisch-Typ und es hat sich soooo gut angefühlt man!! Vor allem war ich danach komplett im Wasser, ohne Tüte, ohne Schwimmring, und ich konnte (musste) SCHWIMMEN. Ich war so glücklich. Danach bin ich noch aus dem Stand einen Wasserfall runtergesprungen und nach langer Überwindung auch aus dem Lauf gesprungen. Meine Beine haben vor Aufregung so sehr gezittert, dass ich Angst hatte, dass ich mich nicht weit genug abstoßen kann und gegen den Fels falle. Oder beim Absprung wegrutsche und gegen den Fels falle. Ja, mir sind schon ein paar doofe Sachen passiert, aber ich habe bis zu dem Zeitpunkt noch nie etwas wirklich Gefährliches in Kambodscha gemacht. Canyoning war definitiv gefährlich. In Europa wäre das überhaupt nicht erlaubt gewesen. Der Weg zu unserer nächsten Station führte uns über Felsen, durch Flüsse, neben Flüsse, hoch und runter. Mitten durch die Natur, man musste sich seinen eigenen Weg suchen. Ich liebe klettern und das was ich da gemacht habe, war genau das, was ich mir immer gewünscht habe, wenn ich meine Wolfsfilme geguckt habe oderso. Ohne Pfade durch die Wildnis. Als nächstes ging es dann noch eine 90° Wand runter. Man hing in der Luft und musste sein gesamtes Gewicht getragen. Danach waren 30 Meter Abseilen angesagt. Im Wasserfall. Am Anfang hatte ich nicht so Angst. Aber dann war ich alleine. Kein Guide der mir noch sagte ob ich weiter links oder rechts gehen muss. Und überall Wasser, ich durfte nicht hochgucken, die Wassermassen haben eine unglaubliche Kraft, ich hatte schon Angst, dass sie mich runterdrücken und ich falle. Für einen langen Augenblick habe ich echt gedacht ich pack es nicht, ich wollte einfach endlich springen man das Wasser war sooo stark! NATUR! Und dann war ich endlich durch und so am Ende bahhh omg omg konnte mich kaum aufrecht halten, hab komplett gezittert. Es war so kräfteraubend, nach der Snackpause (ich habe wieder viel mehr als alle anderen gegessen), mussten wir eine lange Treppe hoch zum Bus. Ich habe soooo gekeucht, es war so anstrengend, ich war so fertig. Abends gabs ein Family dinner in unserem Hostel. All you can eat. Ich habs wörtlich genommen, ich habe gefressen und gefressen. Und Jako hat gesoffen. Junge junge, wirklich nicht das, was man braucht, wenn man im Nachtbus unterwegs nach HCM ist. Das war nämlich der Plan für die Nacht von Freitag auf Samstag.

Ho Chi Minh 2

Hat dann aber alles geklappt und wir sind im Morgengrauen in HCM angekommen. IRGENDWO in HCM. Jako war super angepisst (wahrscheinlich hatte er auch Kater). Ich konnte ihn zum Glück überreden, einfach ein Taxi zu nehmen, anstatt im Halbdunkeln auf gut Glück loszulaufen. In Vietnam gibt es keine Tuktuks, sondern Taxis. So bekamen wir wenigstens noch die Gelegenheit, etwas typisch vietnamesisches auszuprobieren, haha. Als wir die heiß geliebte Backpacker Area erreichten, war dort die Hölle los. Alles voll mit sporttreibenden Vietnamesen. Ich habe 2 Stunden mit Beobachten verbracht. Um 7 machten wir uns dann auf den Weg, um wieder im Guesthouse einzuchecken. Samstag ging nicht mehr viel. Wir sind noch einmal los, um HCM zu Fuß zu erkunden, und jetzt bin ich im Besitz von einem wasserfesten Schutz für meine Kamera yayyy. Außerdem hab ich jetzt einen eigenen Mundschutz so cute und einen mp3-Player noooch cuter! Aber den Abend sind wir Zuhause geblieben. Am nächsten Morgen haben wir lecker lecker lecker Essen gekauft, vietnamesisches Essen ist so lecker! Und haben dann den Bus nach PP genommen. An der Grenze lief zum ersten Mal alles mehr oder weniger ohne Probleme. Unser Bus ist zwar ohne uns weiter gefahren, und wir mussten mit dem Moto hinterherfahren, aber hey, hat alles geklappt. Wir sind jetzt nur noch wenige Schritte vom NGO-Visa entfernt. 

Back Home

Schon das Warten auf den Bus in HCM hat sich angefühlt, als würde es jetzt nach Hause gehen. Als ich die vertrauten Straßen von PP wiedererkenne, fühlt es sich aber wirklich wie nach Hause kommen an. Besonders, als ich in unserem Stammhostel freudig begrüßt werde. Wir haben den Abend in einem Teehaus ausklingen lassen. Der Urlaub hätte auch ne Woche länger sein können, aber nein, vielleicht auch nicht. Es ist schön, wieder Zuhause zu sein. Vor allem war es schön, als Sila mich am Sonntagmorgen angerufen hat, um mich zum Fußball einzuladen. Der Tag war irgendwie... ohne viel Erfolg aber trotzdem tolllll ich habe nicht viel geschafft aber meine Liebsten wieder gesehen... ehehehe Fußball und halt Julia und Eileen ^-^ Und ich habe wieder gekocht und wieder viel GEGESSEN. 

Unddddd ich habe mich überwunden und Kakerlaken auf eigene Faust beseitigt. Nach einer Woche „Lion allein Zuhaus“ sah das Volunteerhouse schon ziemlich saumäßig aus. Tote Kakerlaken im zweistelligen Bereich, hach, daheim ^.^ Uiiii ich merk grad die gute Laune hier kommt nicht nur von den tollen Erinnerungen an den Urlaub, sondern auch, weil grad mein Abi-lied läuft. Das Lied, das ich während der Abiphase immer auf dem Fahrradweg zur Schule gehört habe. 

Achja: Ein Fünftel der Zeit rum und es fühlt sich nicht mehr komisch an. Ich bin Zuhause. Die Zeit läuft wie sie laufen soll, es gibt nichts wovor ich Angst haben muss. Und die Fledermaus war auch grad noch da, um mir Gute Nacht zu sagen.


Freitag, 09.10.15

Killing FIelds

Es fühlt sich inzwischen schon ewig her an, dass wir die Killing Fields besucht haben, aber es ist ein ganz wichtiges Ereignis, von dem ich unbedingt erzählen muss. Die Roten Khmer haben eine Menge Kambodschaner getötet. Die Killing Fields, die man heute besichtigen kann, sind einer dieser Orte, an denen die Massenmorde stattgefunden haben. Es macht natürlich ungeheuer etwas aus, dass man sich direkt am Ort des Schreckens befindet, anstatt nur in Erzählungen darüber zu hören. Ähnlich wie bei Toul Sleng (= S-21): Genau hier ist das alles passiert, an diesem Ort wurden hunderttausende von Menschen ermordet. Wir bekamen einen Audioguide, sodass jeder für sich von Station zu Station gehen konnte.

Die Gefangenen kamen nachts in Lastern an, dann wurden sie in einer Halle abgeladen, hörten nur das Stöhnen der anderen Gefangenen um sich herum. Niemand wusste, dass dies die letzten Stunden ihres Lebens sein sollten. Teilweise mussten sie dort noch ganze Tage verbringen, falls die Exekution der anderen Gefangenen länger dauerte... Wenn es dann soweit war, wurden sie nicht erschossen, so wie ich es erwartet hatte, sondern erschlagen oder erstochen. Munition wäre zu wertvoll/ zu teuer gewesen. Um die Schreie zu übertönen, wurde „Revolutionsmusik“ abgespielt. Die Nachbarn sollten denken, dass die Roten Khmer ihre Sitzungen abhalten würden. Niemand wusste, dass hinter diesen Zäunen ein Massenmord vonstatten ging. Ich stand vor diesem riesigen Baum, in dem damals die Lautsprecher hingen und mein Audioguide spielte die Musik ab. Ich habe wirklich Gänsehaut bekommen, alles in mir hat sich gesträubt. Die Vorstellung, dass diese Töne das Letzte waren, was die Gefangenen gehört haben, bevor sie von den Qualen ihrer Ermordung endlich erlöst wurden und starben. Und wie sie dann in die Gruben geschubst wurden, um zu vergammeln. Die Vorstellung war so schrecklich überwältigend. Das Feld ist keine grade Ebene mehr, sondern zu kleinen Hügeln aufgedunsen, weil die toten Körper ihre Gase freisetzen und die Erde aufblähen (oderso). Noch immer werden Knochen und Zähne an die Oberfläche gespült, noch immer wird alte Kleidung gefunden. Die Wärter sammeln alles auf und ein bisschen Kleidung und eine ganze Menge an Knochen und Schädeln sind im Gedenkstupa ausgestellt.

Das Brutalste, was die Roten Khmer wohl vollbracht haben, ist der Baum, an dem sie die Köpfe der Kinder zerschmettert haben. Und dieser Baum wurde von einem Mann gefunden, der keine Ahnung hatte, was hier abging: Er fand diesen blutigen Baum und realisierte erst nach und nach, dass es Gehirnreste waren, die daran klebten. Und dann verstand er langsam, was hier geschehen ist. Was dieser Mann in diesem Moment empfunden hat, muss ein unvorstellbares Grauen sein, ein unvorstellbarer Schmerz und eine unvorstellbare Angst und Wut.

Die Audioguide-Tour hat nicht nur gezeigt, was vor Ort geschehen ist, sondern auch Geschichten von Überlebenden erzählt, die ihre gesamte Familie verloren haben. Von ihren Ängsten, Trauma, ihrem Hass und ihrer Rachsucht. Und auch von Reue. Man konnte das Geständnis anhören, das der Obermann von Toul Sleng abgelegt hat. Aber nicht alle haben gestanden. Wie wir das auch aus Deutschlands Vergangenheit kennen: Die meisten leugnen, etwas damit zu tun gehabt zu haben, oder behaupten, sie wären zu ihren Taten gezwungen worden. Verurteilt worden sind die wenigsten. Es gibt noch immer Menschen, die die Roten Khmer unterstützt haben und die heute noch in Führungspositionen sitzen... Ach das war schon echt krass, aber man sollte es sich unbedingt selbst mal anschauen. Zumindest wenn man in Kambodscha ist. Ja das war jetzt ein sehr trauriger Einstieg, aber ich musste endlich mal davon erzählen, weil ich mir relativ sicher bin, dass die Mehrheit von euch NICHT nach Kambodscha kommen wird, um sich die Killing Fields anzugucken. So bekommt ihr wenigstens einen minimalen Eindruck. Ich versteh nicht, warum ein derartiger Völkermord im Geschichtsunterricht ignoriert wird.

Der Weg zu den Killing Fields ist sehr sehr holprig, und aufgrund des Regens war es eine echt witzige Tour. Ich habe die ganze Zeit gelacht, weil es so witzig aussah, wie Eileen und Julia durchgeschüttelt wurden. Auf dem Rückweg war mir dann natürlich erstmal nicht mehr zum Lachen zumute, sondern wir haben eher schweigend das Land beobachten. Und da ist mir dann dieser „Ich-liebe-Kambodscha“-Gedanke gekommen, von dem ich letztes Mal erzählt habe.

NGO-VISA

Naja, viel Zeit zum Trauern blieb dann auch nicht, denn es ging aufregend weiter: Mission NGO-Visa. NGO-Visa steht für NonGovernmentOrganization-Visa, also NichtRegierungsOrganisation-Visa. Leute, die für eine NGO arbeiten, bekommen dieses Visa kostenlos. Uns steht dieses NGO-Visa also zu, und weil das knapp 300 Euro teure 1-Jahres-Visa nicht vom DRK gezahlt wird, wollen wir dieses gratis NGO-Visa unbedingt haben. Doch das ist nicht so einfach, wie wir es uns erhofft haben. Schon allein, weil Kambodschaner absolut gar keinen Orientierungssinn haben. Egal, was dir der Kambodschaner sagt: Vertrau ihm nicht. Vertrau auf Googlemaps. Ist kein Witz, Googlemaps ist hier wirklich sehr zuverlässig und die Kambodschaner sind wirklich sehr unzuverlässig. Ich wurde jetzt schon soooo oft in die entgegengesetzte Richtung geschickt, wenn ich nachgefragt habe... vielleicht wollen die mich auch einfach alle nur verarschen. Wie auch immer, wir haben den gesamten Tag damit verbracht, nach dem NGO-Visa zu suchen, und sind am Ende mitten im Nirgendwo gelandet.

"Visa Visa"- "Yes, yes I can give you Visa, give me passport"

"INKA DU GIBST DEM NICHT DEINEN PASSPORT!" 

"Neinein, keine Sorge. NGO Visa, free Visa" - "Free Visa?"

"Yes, no money" - "Oh no, sorry, no NGO Visa here"

Die wollten halt einfach nur unser Geld, haha. Niemand hätte es gemerkt, wenn die schrägen Typen uns einfach ausgeraubt und umgebracht hätten. Klingt übertrieben, ist aber kein Witz. Das hat mir Jako aber erst im Nachhinein klar machen können. Ich hab das alles überhaupt nicht gecheckt, ich fand es so extrem witzig, dass alle so angepisst waren, weil einfach alles schief lief und nichts zu funktionieren schien. Wir waren zu 4t unterwegs und ich hatte Kekse gekauft und war einfach die ganze Zeit am Lachen. Der Tag war ein ganz besonderer. Jako meint, dass er nun versteht, warum ich von meinem Jahrgang den Platz Nummer 1 bekommen habe für „Geht als erste in den Knast“: „Weil du einfach lachend in irgendeine dunkle Gasse laufen wirst, dich in irgendeine fiese Geschichte verwickelst und es irgendwie schaffst, als Täter dazustehen.“ Hm ja, ich sollte in Zukunft vielleicht etwas vorsichtiger sein. Spaß hatte ich trotzdem.

Die Visa-Geschichte ist übrigens noch nicht vorbei, Jako und ich haben inzwischen mehrere Tage mit der Suche verbracht. Jetzt fehlt uns nur noch ein blauer Zettel und eine Reise ins Ausland, damit wir bei der Einreise dann …... und so weiter. Ich will das hier wirklich nicht ausführen, glaubt mir: Es ist wahnsinnig kompliziert und wir werden uns die 200 Euro, die wir sparen, WIRKLICH verdient haben! Der Trip wäre so auch gar nicht möglich gewesen, wenn Jako sich nicht ein Moto gekauft hätte. Leider scheint das jeden zweiten Tag wieder kaputt zu sein... Naja, so haben wir mehrere extrem anstrengende Visa-Suche-Tours durch Phnom Penh gemacht, die zwar echt anstrengend aber auch witzig waren: Wir haben zusammen laut auf dem Moto gesungen und nette, hilfsbereite Leute kennen gelernt, die uns geholfen haben, als das Moto schließlich überhaupt nicht mehr ansprang. Und wir kennen uns jetzt wesentlich besser in Phnom Penhs Straßen aus, hehe.

URLAUB

Naja Reise ins Ausland bedeutet: URLAUB! Am 10.10 geht’s für ne gute Woche nach VIETNAM!! In Deutschland war das Reisen durch Südostasien eigentlich ziemlich unbedeutend für mich, ich wollte in Kambodscha sein, in meiner Heimatstadt und so weiter, aber jetzt freue ich mich soooo auf Urlaub. So sehr. Und ein anderer Urlaub ist auch schon in Sicht: Im Januar werde ich auf ein Festival in Thailand gehen. Alleeeein haha, ziemlich Opfer, aber ich werde da schon Leute finden. Die Karte ist auf jeden Fall schon gekauft, und das ist ein tolles Gefühl. Aber dafür drück ich ein bisschen auf die Spartube und trink nen Bananashake weniger als gewöhnlich, hehe.

Jako ist an dem Wochenende Zuhause geblieben und hat viel mit Leap und Lion gemacht, den Kambodschanern unseres Hauses. Als er davon erzählt hat, bin ich ein bisschen.... eifersüchtig geworden?? Ich weiß noch, wie ich das realisiert habe und dachte „Shit Inka! Werd nicht pissig, dein Wochenende war auch der absolute Hammer.“ Es ist nur so, dass ich mich auch gerne vor Ort integrieren würde, ich würde auch gerne Kambodschaner kennen lernen... Aber ich bin am Wochenende immer auf Touritour... Naja, das kommt noch. Eines Sonntags (inzwischen auch schon wieder ne Weile her) wurde ich eingeladen, um Fußball zuzugucken. Ich habe mich schon die ganzen vorherigen Tage drauf gefreut, aber kurzfristig hat es dann doch nicht geklappt... Diese Woche hat es ENDLICH geklappt! Ich wurde von einem meiner Schüler abgeholt, und ich habe seinem Team beim Fußball zugeschaut. Eigentlich habe ich seit meinem 12ten Lebensjahr (oderso) nichts mehr mit Fußball am Hut, aber direkt daneben zu sitzen und Leuten, die man kennt, beim Spielen zuzugucken, das macht echt richtig Spaß. Ich habe dafür meine Khmer-lesson ausfallen lassen und es hat sich absolut gelohnt. Am Abend des selben Tages bin ich direkt wieder zu einem Spiel hingegangen. Meine Khmer-Lehrerin war auch dort, und so hab ich die Stunde beim Fußball-Spiel nachgeholt. Am liebsten würde ich jeden Tag zugucken gehen, aber diese Woche war mal wieder eine ganz besondere...

KARAOKE BAR

Das Integrieren nimmt also seinen Lauf, aber die Wochenenden in Phnom Penh sind auch echt geil: Nach dieser super anstrengenden Visa-Woche sollte es am Freitag in eine Karaoke Bar gehen. In eine ganz besondere Karaoke Bar, nämlich von Yins chinesischem Freund, der auch schon mal für uns gekocht hat. Dieser Freund besitzt die größte Karaoke Bar von Phnom Penh. Wir kamen da an und standen einfach komplett abgeranzt im Backpackerstyle vor einem riesen Palast inklusive Security. Wir haben uns gar nicht rein getraut, bis Yin und ihr Freund gekommen sind, um uns hereinzubitten. Drinnen waren alle superschick angezogen und wir sind mit einem goldenen Fahrstuhl hochgefahren und wurden dort von 10 hübschen Frauen, die in einer Reihe standen  und sich verbeugt haben, begrüßt. Und dann kam der Manager und wir wurden in unseren fetten Karaoke-Raum geführt, das war soooo krass hahaha. Wir konnten es nicht glauben. Der Abend muss hunderte Dollar gekostet haben, aber wir mussten garnix bezahlen. Es gab eine Menge zu Essen und normalerweise darf der Kunde sich dann noch eine hübsche Prostituierte aussuchen, aber wir haben auf den Special Service verzichtet... Wir haben eine Menge gesungen, das hat wirklich viel mehr Spaß gemacht als erwartet. Ja, ich kann nicht singen, aber das heißt nicht, dass ich keinen Spaß am Singen haben kann. Und nach ein paar kurzen Gläsern von sündig teurem Whiskey war das eh allen egal. Krass: der Manager ist immer mal wieder reingekommen, um mit uns zu trinken und am Ende war der soooo absolut dicht, dass er nicht mehr selbstständig gehen konnte. Das ist sein Job. Die Kunden zu unterhalten/amüsieren, und das bedeutet, mit ihnen zu saufen, und das bedeutet, sich jeden verdammten Abend die Birne vollzudröhnen. Eigentlich ein echt schrecklicher Job... Egal, wir sind geblieben, bis wir um 2 Uhr rausgeschmissen wurden. Der Abend war absolut geil. Und wir wurden vom Chef höchstpersönlich in diesem dicken Auto zu unserem Hostel gefahren. Inzwischen ist Yin abgereist und in Peking zu Besuch bei ihrer Familie und Freunden, und in ein paar Tagen muss sie wieder in Deutschland sein, denn das neue Semester fängt an.

Das Semester von meinem großen Bruder fängt dieses Jahr ja nicht in Deutschland, sondern in Philadelphia an und das bedeutet, dass meine Familie jetzt doch recht hübsch über die Weltkugel zerstreut ist. Trotzdem haben wir es jetzt schon 1-2 mal geschafft alle zusammen zu skypen, und wenn meine Eltern keine Zeit hatten, haben wir einfach zu dritt geskypt, so unter Geschwistern. War total abgefahren, aber gerade deswegen irgendwie total schön. Schön zu sehen, wie die Distanz auch verbinden kann :)

Apropos Semester und Stuff: Wenn ich hier gefragt werde, was ich studieren will, sage ich immer noch, dass ich Bühnenmaler werden will. Ich habe auch vor, mir so langsam Gedanken um die Ausbildung zu machen und das Theater anzufragen und ich habe jetzt vor Kurzem auch endlich Malsachen gekauft. Ursprünglich auch einfach, um mal ein Hobby zu haben, im Moment tu ich innerhalb der Woche ja nicht besonders viel... Allerdings habe ich bisher trotzdem noch keine Zeit zum Malen gefunden.

Krank

An irgendeinem Wochenende wurde ich überfallen. 4 Motos kamen von hinten und haben an meiner Tasche gezogen, in der Hoffnung, dass sie reißt. Ist sie aber nicht. Es wurde also nichts geklaut, aber durch die Wucht wurde ich mitgezogen und bin auf dem Boden gelandet. Nach dem ersten Schock haben wir dann bemerkt, dass mein Zeh ziemlich doll blutet. Das hat uns aber nicht daran gehindert, ein paar andere aus dem Hostel in die Reggaebar zu begleiten. Und da sind wir inzwischen Stammkunden :D Montagabend ging es mir dann extrem schlecht, ich hatte total dolle Kopfschmerzen, aber war mir sicher, dass es keine normalen Kopfschmerzen sind denn ich hatte genug getrunken. Ich sollte Recht behalten: Die kommende Nacht war der Grippe-Horror und nach langem Ringen habe ich meine Heilpraktikerin kontaktiert. Sie hat eine Infektion durch meinen Zeh vermutet und mir Heilmittel zugesendet, die bis heute noch nicht angekommen sind. Ich hatte die ganze Woche verschiedene Wehwehchen, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Augenschmerzen, usw. Aber vor allem hatte ich extrem schlechte Laune. Ich bin einen Tag nicht zu meiner Abendklasse gegangen, die dann von Julia übernommen wurde. Dort wurde sie von einigen Schülern darauf angesprochen, dass sie das Gefühl haben, nicht genug bei mir zu lernen. Julia meinte, sie sollen mit mir reden, ich würde mich freuen, wenn sie mir das sagen. NO WAY! Julia durfte mir nichts erzählen! Der Lehrer ist eine Respektperson, sowas kann man ihm nicht sagen. So läuft das hier, Probleme werden IMMER über dritte Personen angesprochen... Das ist uns in dieser Woche 3 mal passiert, und mich stört es. Es wäre so viel einfacher und ehrlicher einfach normal miteinander zu reden.. Aber so läuft das hier nunmal nicht. Ich nehme die Kritik ernst, aber es ist mir nicht leicht gefallen, mich zu verbessern. Ich merke, dass ich unzufrieden mit dem Unterricht bin und ich merke, dass sie unzufrieden mit dem Unterricht sind. Und alle sind unzufrieden und ich bin schlecht gelaunt und alles kacke! :D Ja, das war die kranke Woche. Freitag in der Stadt habe ich dann zum ersten Mal mit meinen Freundinnen geskypt, und sollte ein bisschen von meinem Leben erzählen undso. Ich war so schlecht gelaunt, bzw. pessimistisch und alles hat viel schlimmer geklungen als es in Wirklichkeit ist: Im Endeffekt haben sie mich gefragt, ob ich denn glaube, dass ich es hier noch ein Jahr aushalte. Und ich so: Waaas?! Lol, natürlich? So kacke ist es hier nicht! Ich habe schon überlegt, ob ich vielleicht Malaria habe, ich war mir sicher, dass meine Laune von der Krankheit kam. Aber irgendwie war es auch abwegig, denn hier ist kein Malariagebiet und ich bekomme eh kaum Stiche ab, weil die alle zu Jako fliegen. Samstag haben wir uns nochmal die volle Dröhnung PP-Tourismus gegeben, was echt hübsch aber auch verdammt heiß und anstrengend war. 

Am Sonntag sind wir dann ins Krankenhaus, um ein Blutbild machen zu lassen. Der Arzt hat meine fleckigrote Haut gesehen, und mir direkt gesagt, dass es Denguefieber sein könnte. Das Blutbild hat diese Vermutung dann bestätigt und ich musste für einen Tag im Krankenhaus bleiben. Ich war wieder ein kleines bisschen stolz auf mich, weil ich ja schon Malaria vermutet hatte, hehe. Ich kenne meinen Körper soooo gut haha. Normalerweise sind Denguefieber-Patienten total ausgeknockt, und im Gegensatz dazu habe ich die Woche echt richtig gut überlebt. Als ich am Montag wieder Zuhause war, wollte ich eigentlich direkt weiter arbeiten. Aber ich habe erst mit meinen Eltern geskypt und die haben dann mein Weltbild über den Haufen geschmissen. Sie meinten, dass ich jetzt wahnsinnig vorsichtig sein muss, weil eine Zweitinfektion mit Dengue extrem gefährlich sein kann. Tödlich sein kann. Und ich hab gesagt ja sorry, was soll ich machen, hier sind nunmal überall Mücken und ich will mich eigentlich nicht 1 Jahr lang mit Gift einsprühen. Und was hat sie geantwortet? „Was man machen kann? Man kann nach Hause kommen“ Und da ist echt die Welt aus den Wolken gefallen, ich sags euch. Ich war richtig geschockt, ich hab fast geheult ey. Ich habe sogar vorher schon drüber nachgedacht, was wäre, wenn ich irgendeine uuunheilbare Krankheit hätte und jetzt zurück nach Deutschland müsste. Und ich HABE mir gedacht hey, das wäre auch fine, Deutschland ist auch cool, ich würde meine Leute wiedersehn blabla. Aber als sie das dann gesagt und ernst gemeint hat... Meine Mama ist nicht der Typ, der aus einer Mücke einen Elefanten macht, und die Warnung war auch nicht aus der Luft gegriffen, sondern die Warnung von Freunden, die in Indonesien leben und von dementsprechende Erfahrungen berichtet haben. Ich war wirklich schockiert, denn ich hatte das Gefühl, die Krankheit komplett falsch eingeschätzt zu haben. Danach haben wir beim Abendbrot zu viert viel diskutiert WIE gefährlich Dengue denn nun wirklich ist, und letztendlich hat mein Mentor mir Entwarnung gegeben. Dengue ist hier zwar sehr weit verbreitet, und es wird oft davor gewarnt, dass eine Zweitinfektion wesentlich schlimmer verlaufen kann. Aber wichtig hierbei ist das KANN, denn meistens ist das nicht der Fall. Auch mein Arzt hat mir  gesagt, dass er nur wenige wirklich gefährliche Fälle hatte. Vielleicht 2-3 in seiner ganzen Laufbahn. Also werde ich nicht nach Deutschland fliegen, haha. Interessant war das Gefühl trotzdem.  Mir geht es inzwischen wieder gut, mein Arzt hat mich letzte Woche für gesund erklärt. Wenns nur bei allen so wäre... Julia ist zwar grad wieder gesund geworden, nun ist Eileen krank und hat hundert Tabletten bekommen und um alles perfekt zu machen, bleibt Jako jetzt auch den zweiten Tag in Folge im Bett. Es ist einfach so: Keine normale Woche. Immer ist jemand krank, oder wir müssen wegen dem Visa in die Stadt ooder irgendetwas anderes. Aber etwas ist immer. Deshalb freue ich mich so auf die Ferien. 

COUNTRYSIDE

Achja, letztes Wochenende sind wir zum ersten Mal außerhalb von Phnom Penh unterwegs gewesen. Wir sind jeweils 2 Stunden lang mit dem Tuktuk über zum Teil extrem schlechte Straßen getuckert, hatten also eine Menge Zeit, um uns die Gegend anzugucken. Langweilig? Nicht im geringsten. Es war so schön endlich mal die Countryside von Kambodscha zu sehen. Die Reisfelder, wie man sie von Bildern kennt. Die Palmen. Die Wolken natürlich. Und die Menschen. Wenn mich jetzt jemand fragen würde, was ist deine Lieblingsfarbe? Ich würde „Reisgrün“ antworten. Das grün von den Reisfeldern, es ist sooo schön. Kambodscha ist sowieso ziemlich grün, zumindest da, wo nicht gebaut wird. Unser Ziel war der Chi So Mountain, den wir zusammen mit unserem TukTukFahrer Sna bestiegen haben. Oben war eine alte Tempelruine, so ähnlich wie man Angkor Wat von Bildern kennt, nur halt viel viel kleiner. Es war unglaublich schön, besonders die Aussicht von der Bergspitze auf die weite flache Landschaft.

Ja, das war ein schöner Ausflug. Mal gucken, was in Vietnam so auf mich zu kommt. In erster Linie auf jeden Fall Strand *_* Und ich werde in Zukunft doch versuchen, mich wieder häufiger zu melden. Sonst verlier ich selbst auch den Überblick...


Liebe Grüße,

Eure Inka