Blog: August

Dienstag, 25.08.15

Nun ist schon eine Woche in Kambodscha rum. Ich kann garnicht sagen, ob es sich wie „schon“ oder „erst“ anfühlt. Ich habe fleißig stichwortartiges Tagebuch geführt (dickes Danke an Brigitte, das Buch ist super!) und werde deshalb einfach ein bisschen erzählen, was ich die Tage so erlebt habe.

Einleben

Am Donnerstag sind wir mit dem TukTuk zur School 1 gefahren. Zwei Klassenräume unterm Wellblechdach, durch eine Plane voneinander getrennt. Hier ist die Lautstärke wirklich nochmal ein ganz anderes Problem, als bei der School 2. Besonders wenn es regnet haha, man kann dann kein Wort mehr verstehen. Dann sitzen einfach alle Lehrer und Schüler rum und lächeln Löcher in die Luft oder beobachten dicke Kröten. Lennart und Antonia (die ehemaligen Red-Cross-Volunteers) haben uns eine Meeeenge erzähl und uns mit auf uns zu kommenden Aufgaben überschüttet. Ich bin ihnen dafür so dankbar, im Gegensatz zu uns wurden die beiden vor einem Jahr völlig ins kalte Wasser geworfen. Von der Schule aus sind wir mit dem Fahrrad 5 Minuten gefahren, um das Volunteerhouse zu besichtigen. Die Fahrt war extrem lustig und total easy! Der Fahrtwind macht es wirklich erträglich, und wenn man es nicht eilig hat, dann ist es wirklich ein angenehmes Fortbewegungsmittel. 

Der Anblick vom Haus hat uns erstmal extrem positiv gestimmt. Eine wirklich hübsche Hütte mit einem klasse Balkon, hehe. Wir haben Essen bekommen, das 2 Freiwillige aus Malaysia gekocht haben. Die Freiwilligen, die an der School 1 arbeiten und im Volunteerhouse leben, müssen sich selbst versorgen. Entweder es wird gekocht, oder an einer der Straßenstände eine Mahlzeit gekauft, das bringt keinen großen Preisunterschied. Wir als R.C.V.s (Red Cross Volunteers) sind die „Hausherren“ und haben ein paar Aufgaben bezüglich des Hauses zu erledigen, die wir auf die anderen Freiwilligen verteilen können. Diese anderen Freiwilligen stellen jedoch auch eine Aufgabe an sich dar: Wir müssen E-Mail-Kontakt führen, Bewerbungen annehmen, Zeiträume abchecken, Ankünfte planen, und dann die Freiwilligen in die Hausregeln und ins Unterrichten einführen. So gut das eben möglich ist. 

Unser Herd, rechts daneben: Khmer Curry...Pulver?
Unser Herd, rechts daneben: Khmer Curry...Pulver?

Am Freitag sind wir dann endlich hier eingezogen, momentan noch in einem Zimmer, jedoch werden wir uns in den nächsten Tagen aufteilen, denn es gibt ein Mädchen und ein Jungszimmer, wegen den anderen Freiwilligen. Der Tag ging mit einigen Informationen weiter, aber wesentlich entspannter als die letzten beiden Tage. Diesmal hat Antonia gekocht, und uns dafür vorher mit auf den lokalen Markt genommen. Ich weiß noch ganz genau, wie überrascht ich war, dass mich so mancher Anblick doch wirklich angeekelt hat. Also, ich war ja darauf vorbereitet, Schweineköpfe und aufgespaltene Hühnchen zu sehen, aber als es dann soweit war, hat es mich wirklich geschüttelt! Wirklich, meine Reaktion hat mich selbst erstaunt, haha. ALLES in Kambodscha wird in Plastiktüten an den Kunden gegeben, hahaha das ist so unglaublich. Vielleicht sollte ich mir als nächstes mal sagen lassen, was „Bitte keine Tüte“ auf Khmer heißt. Aber dafür ist es hier in de Gegend, in der wir wohnen erstaunlich sauber. Wir haben eine ordentliche Straße, die anscheinend auch erst ein paar Monate alt ist und es wird auch viel gebaut: Gleich um die Ecke scheint so etwas wie eine „Gated Community“ zu entstehen, von denen ich schon sehr viele aus dem Flugzeug sehen konnte. Die Flugzeuge fliegen übrigens auch direkt über unser Haus rüber. Wie beim Vorbereitungsseminar, nur fällt der Lärm hier nicht so auf, weil es weniger sind und es hier aufgrund der Bauarbeiten und Motos allgemein lauter ist. Allerdings hört der Lärm auch früh wieder auf, zumindest hier in der Vorstadt. Ab 6 fängt es an, dunkel zu werden, ab 8 oderso schließen die Läden und ab 9-10 liegen unsere Nachbarn schon in ihrem Bett. Dieses „Bett“ steht irgendwie vor ihrem Haus, denn ihr Haus ist ein Supermarkt und tagsüber verschwindet das Bett auf mysteriöse Weise und macht Platz für einen Parktplatz. . komisch, haha, fällt mir jetzt erst auf. Von unserem Balkon aus ist dann jeden Abend ein schöner Sonnenuntergang zu beobachten. 

Nightmarket

Freitagabend sind wir kurz nach Einbruch der Dunkelheit auf den Nightmarket in PP gefahren, Lauren und Lena (2 Freiwillige)  haben uns auf ihren Motos mitgenommen. Gott, ich LIEBE Moto fahren!! Das ist noch besser als TukTuk, weil man sich viel mehr als Teil des Ganzen fühlt, anstatt in einer Kutsche sprichwörtlich umherkutschiert zu werden. Der Nightmarket ist groß, dicht besiedelt und voller Backpacker. Zum Einstieg haben wir einen Fruchtshake getrunken, der beste Bananenshake meines Lebens. Danach sind wir rumgebummelt, ich fande es wirklich interessant, obwohl ich nicht auf der Suche nach etwas Bestimmten war. Für mich extrem schwierig: Handeln. Ja, man muss handeln, und ja man soll bei der Hälfte anfangen, also wenn mir der Verkäufer sagt, gib mir 4 Dollar für das Tshirt, dann soll ich sagen  „Mein Gott! Ich geb dir höchstens 2!“  und JA, ich kann es überhaupt nicht!! Also so wirklich ganz und gar nicht, ich fühl mich dabei sooo schlecht. Muss ich unbedingt noch lernen. Übung macht den Meister.

In der Mitte vom Nightmarket war eine große Bühne aufgebaut, auf der Leute zu Playbackmusik singen konnten. Beim Vorbeigehen habe ich verstanden, was das Ganze soll: Wenn man als Zuschauer den Sänger gut findet, kann man auf die Bühne gehen und ihm ein bisschen Geld in eine Plastiktüte friemeln, die ihm ums Handgelenk hängt. Echt witzig. Wir sind aber nicht lange geblieben, sondern ans andere Ende von Phnom Penh zum Pizza essen gefahren. Die beste italienische Pizza außerhalb Italiens, sagt Jako. Ich fand sie okay.  Während der Rückfahrt saß ich wieder bei Lena auf dem Moto, ich will mir unbedingt ein Moto kaufen, sobald ich den Verkehr etwas besser kenne. Jedem Freiwilligen, der sich ein Moto gekauft hat, ist auch ein Unfall passiert, aber niemand ist gestorben. Mal gucken, wie das bei mir läuft haha... Aber werde ich auf jeden Fall machen!!

Eine wichtige Korrektur, die ich bezüglich dem letzten Rundbrief vornehmen muss: Es gibt eine ganze Menge Mücken. Kleine, leise, schnelle Mücken, die man garnicht merkt, bis es zu spät ist. Deshalb entweder im Wind vom Ventilator sitzen, oder lange Klamotten anziehen und auf jeden Fall  die Enden, wie zB. Hände, Füße und Gesicht mit Zeugs einschmieren. Jakos ganze Beine sind von roten Stichen übersäht, und seit gestern geht’s ihm nicht besonders gut...  Hoffentlich nur etwas harmloses, was von selbst wieder verschwindet.

Party in Phnom Penh

Samstag war der erste Tag, der so richtig chillig war. Wir haben bis mindestens 12 gepennt, danach auf dem Balkon gechillt und Khmer gelernt, damit wir selbstständig mit Gwen und Anna zum Central Market fahren konnten. Hat super geklappt. Der Central market war sehr beeindruckend, besonders die Essensabteilung. Vorbei an lebenden Fischen, Krebsen, Oktopussen, Frauen, die grade die Hähnchen mit einem Monstermesser spalten und was weiß ich alles. EXTREM beeindruckend. Nachdem wir alles einmal abgelaufen sind (wahrscheinlich war das nur ein Bruchteil vom Ganzen, aber es sind eh alles die gleichen Stände) sind Jako und ich wieder nach Hause gefahren. Dort habe ich kurz mit meiner Familie geskypt (alle 5 vereint ^-^), und dann ging es auch schon wieder los nach PP zu einem Guesthouse, in dem die meisten Freiwilligen von SCAO wohnen, die ausgezogen sind. Dort haben wir eingecheckt, gegessen, getrunken und sind dann mit ein paar anderen Leuten, die wir im Guesthouse kennen gelernt haben losgezogen, um unsere erste Nacht in PP zu erleben. Ja, war ziemlich witzig und ich habe viele Momente erlebt, in denen ich einfach richtig glücklich und zufrieden war und sich alles richtig angefühlt hat. Guuute Momente.

Sonntag war eindeutig der entspannteste von allen Tagen. Wir sind um 12 am Mittag aus PP wiedergekommen und haben den ganzen Tag rumgehangen, was auch ein bisschen verständlich ist. Aber ich war auch ein kleines bisschen fleißig! Ich habe angefangen ToDo-Listen zu erstellen und ein bisschen Unterricht vorzubereiten, aber nicht viel, die meisten Punkte stehen auch jetzt noch offen.

Meine Klassen

Montag ging es dann richtig los. Um 9 Uhr morgens hatte ich meine erste Klasse, die ich zusammen mit Weiqing „unterrichtet“ habe. Wir sind bloß umher gelaufen, und haben jedem Schüler einzeln über die Schulter geguckt und ihnen neue Aufgaben gegeben. Die Klasse wird „ABC-Class“ genannt, doch die Level der Schüler sind extrem unterschiedlich und bei 30 Schülern hatte ich nach einem Tag noch lange keine Übersicht, wer wie weit ist, und wie man alle zusammen weiterbringen könnte, denn so wie es bis jetzt läuft, erscheint mir das Ganze extrem unproduktiv. Die Tatsache, dass einfach irgendwelche Schüler zwischen den Reihen sitzen, die eigentlich in andere Klassen gehören und deshalb schon auf einem ganz anderen Nivau sind, macht es nicht gerade leichter, die Klasse einzuschätzen *seufz* Für Dienstag habe ich mich dann ein bisschen besser vorbereiten können und für morgen habe ich einen groben Plan, der aufgrund der Größe wahrscheinlich nicht umzusetzen ist.... Mal sehn! 

Meine Zweite Klasse ist jeden Tag von 5-5.30pm: Die Deutschklasse. Eine Erbschaft von Lennart, die mir gestern am meisten Spaß gebracht hat, weiterzuführen. Nicht nur in dieser Klasse kam es vor, dass plötzlich viel zu spät neue Schüler dazukommen, die nicht auf der Liste eingteragen sind und wegen denen man quasi wieder bei Null anfangen muss. Das haben wir heute auch getan, und es ha mir wieder richtig Spaß gemacht! Schon das Vorebereiten ist mir einfach gefallen, und wenn man gut vorbereitet ist, dann ist die Stunde echt einfach zu überstehen.

Danach kommt die „Pre-Intermediate-Class“, die Zweitbeste Stufe im System. Antonia hat mit denen angefangen, Narnia zu lesen und das werde ich wahrscheinlich weiterführen. Nachdem ich gestern einige Probleme hatte, die Schüler für den Text zu begeistern, hat das heute wesentlich besser geklappt. Vor ein paar Stunden noch hatte ich absolut keine Lust, diese Klasse zu unterrichten und sogar ein bisschen Angst, dass es wieder so anstrengend wie gestern wird. Aber nach dem heutigen Tag bin ich wirklich motiviert!

Die letzte Klasse ist eine „Elementary-Class“, die mit dem Buch „Worldview“ arbeitet. Das krasse an der Klasse ist, dass ich als 18-jährige schon fast die Jüngste bin. Ein paar 16-jähirge sind wohl dabei, aber dann geht es ab 19 steil aufwärts bis zu 25 oderso. Außerdem ist die Klasse ziemlich frech, aber irgendwie aufgeweckt und witzig. Interessant war, dass wir über Dinge gesprochen haben, die man in Kambodscha tun und nicht tun sollte. Ich habe ja schon auf dem Vorbereitungsseminar so einiges bezüglich der Kleidung gelernt, und auch die Schüler waren wirklich alle der Meinung,  man sollte in Kambodscha keine sexy Klamotten tragen. Dieses Statement hat mich gewundert, denn ich sehe doch eine ganze Menge sexy gekleideter Mädchen. Sexy bedeutet: Schultern zeigen, Rücken zeigen, Dekolletee zeigen, Knie zeigen. Ich habe sogar ein Mädchen gesehen, dass ein Tshirt getragen hat, auf dem dick „SEXY“ stand, hahaha. Naja, die Mehrheit der Leute trägt tatsächlich lange Klamotten, besonders beliebt sind lange Jeans. Vor allem bei den älteren Jungs scheint Jeans mit Hemd sehr beliebt zu sein. Zum Unterrichten habe ich mich auch wieder in meine Jeans gezwängt, um ein bisschen seriöser zu wirken... Wird dann Zuhause aber schnell wieder ausgetauscht :D

Heute habe ich die Schüler am Anfang der Stunde gefragt, was sie den Tag über gemacht haben. Das war ziemlich eintönig, jedoch für mich beeindruckend: Wirklich alle Mädchen sagten, sie hätten den ganzen Tag mit Putzen, Waschen, Kochen und Schule verbracht. Die 4-5 Jungs in der Klasse scheinen den ganzen Tag nur rumgehangen zu haben, so wie Leap es jeden Tag prakiziert. Ja, fand ich interessant.

Erste Zweifel? Begraben

Nach dem gestrigen Tag war ich ziemlich fertig und froh, noch etwas Gemüse im Kühlschrank gefunden zu haben, damit ich nicht puren Reis mit Sojasoße löffeln muss. Beim Kochen hat mir einer der 2 Kambodschaner geholfen, die mit uns im Volunteerhouse leben: Leap. Er ist so um die 15 Jahre alt und sitzt auch in meiner Elementary class. Der andere Kambodschaner heißt Lion und ist einer der Kinder von Mr Sameth, dem Gründer von SCAO. Er arbeitet jetzt als Lehrer für SCAO, um sich ein bisschen Geld zu verdienen, um später irgendwo in Japan oderso zu studieren. Ich esse hier extrem wenig. Ganz einfach weil ich keinen Hunger habe, oder ich mir erst mit relativ viel Aufwand Essen besorgen müsste. Man kann sich halt nicht einfach mal eben ein Käsebrot schmieren, oder eine Schale Müsli essen. Momentan könnte ich einfach jeden Abend Reis im Reiskocher machen und dazu ein bisschen Gemüse anbraten. Soße= Sojasoße aus der Tube. Aber das klingt in meinen Ohr

Die Abende verbringen Jako und ich immer auf dem Balkon vor dem Laptop oder Handy oder mit Unterrichtsvorbereitung. Jako ist ein bisschen krank oderso, und auch ich bin nicht besonders gut gelaunt. Woran könnte das liegen? Ich glaube, dass ich zu wenig Kontakt zu Menschen habe, also ich rede zu wenig, kann mich zu selten ausleben. 

Das Freundebuch und mein Tagebuch
Das Freundebuch und mein Tagebuch

Bevor ich meine Nachmittagsklassen unterrichtet habe, habe ich das Buch gelesen, in das einige mehr und weniger enge Freunde für mich geschrieben haben. Oft stand darin, dass ich sicherlich leicht Anschluss finde, weil ich so ein fröhlicher, offener Mensch bin. Es ist wunderschön, solche Worte zu lesen, zu wissen, dass man so wahrgenommen wurde, denn so habe ich mich auch gefühlt, ich war in Deutschland sehr glücklich. Doch dieses Gefühl war heute Nachmittag weg. Jetzt geht es mir viel besser, weil die Klassen so viel besser als gestern liefen, aber heute Nachmittag habe ich mich doch tatsächlich unglücklich gefühlt. Vor allem, weil ich verunsichert wegen den Klassen war, aber vielleicht auch, weil ich mich ein bisschen einsam fühle, weil ich hier kaum Kontakte habe. Das sind beides Aspekte, die sich mit der Zeit legen werden, wenn ich es will und ein bisschen was dafür tue. Aber definitiv brauchen sie auch Zeit und die Zeit werde ich mir geben müssen. Und bis dahin werde ich einfach die Vorfreude genießen, die ich verspüre, wenn ich an Mittwochabend denke. Denn Mittwochabend treffe ich die Leute vom VJF wieder, die dann endlich auch in PP ankommen und mit denen wir bis Samstag ein Einführungsseminar haben werden. Es wird gut tun, bekannte Gesichter zu sehen, und wieder ein bisschen Schwung in meinen Alltag zu bekommen.


Unterm Strich geht es mir hier also ziemlich gut, ich erlebe eine Menge interessante Dinge, die mich mit Glücklichkeit erfüllen. Der Schulalltag hat mich nach den ersten Erfahrungen unter Druck gesetzt, aber fühlt sich jetzt schon viel besser an. Ich bin zuversichtlich!


mittwoch, 19.08.15

woanders

Nach einer schrecklichen Nacht habe ich mir einen Pancake gegönnt. Ja, ich habe absolut scheiße geschlafen und das lag nicht an der Hitze. Meine Haut spielt wieder verrückt. Wegen der Luft aus dem Flugzeug ist sie komplett ausgetrocknet und das Essen war da nun auch nicht grade das frischeste... Im Laufe des Tages bin ich auch von vielen Khmer besorgt angesprochen worden, was denn mit meiner Haut los sei. Ich konnte es nicht erklären. Ich hoffe einfach nur, dass es weg gehen wird.

Naja, der Reihe nach. Die Fahrt zur School 2 war wie ich erwartet habe total toll. Wir haben viel von der Stadt gesehen, obwohl ja eigentlich alles gleich aussieht: staubige Straße, überall Motos, Motos mit Anhängern, Motos als Busse, Transporter, kleine Autos, große Autos und die ewig gleichen Shops am Straßenrand. Viel Müll, viel Gestank. Ich bin so der Typ Mensch, der gerne Blickkontakt mit Fremden aufnimmt, und sie anlächelt. Kriegt man ein Lächeln zurück, bringt das so viel Freude! Keine Ahnung, mir macht das total viel Spaß. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass man auch angeguckt wird. In Deutschland war es für mich okay, anders auszusehen. Also ich sehe halt so aus, wie ich will und manche finden das komisch oder interessant und gucken mich dann an und dann lächel ich und bin glücklich. Hier werde ich auch angeguckt. Weil ich anders aussehe. Aber kein gewolltes Aussehen, sondern ein gegebenes. Und das finde ich so schade, ich wünschte, ich würde aussehen wie die Kambodschaner, damit ich nicht so auffalle. Wegen meinem Aussehen werde ich ewig als Ausländer gesehen werden. Das ist normal, aber ich finde es trotzdem total schade. Wenn ich dann nämlich im Tuktuk sitze und diese ganzen Gesichter sehe und lächel, wie ich es gewohnt bin, wie es mir Spaß macht und ich angeguckt werde, muss ich immer daran denken, was für ein Gesicht sie vor sich sehen, und dass sie in mir nicht einen lächelnden Menschen, sondern einen lächelnden Ausländer sehen werden. So ist das halt, wenn man sich als Minderheit in einer Mehrheit bewegt. Ich werde damit klar kommen müssen und das werde ich auch, es ist ja kein großes Problem. Schade ist es trotzdem. Oh, grade wird wieder die Musik nebenan angestimmt! ^.^

Aaalso, das war die Hinfahrt. Nein, ein Teil der Hinfahrt, was ich noch sagen will: Es gibt hier Katzen, Hunde, Pferde, Kühe, Ziegen, Hängematten. Die Häuser außerhalb der Innenstadt sind auf Stelzen errichtet, sodass darunter jede Menge Schatten und Platz für Hängematten und sonstige Dinge zum entspannen ist. Der Schatten ist definitv nötig, in die Sonne geht man nur, wenn man muss. Ansonsten halten sich alle in und unter ihren Häusern oder Straßenständen und Bäumen auf. Ich will später auch so ein Haus bauen, ich finde die Idee genial. 

Der Tag bei der School 2 bestand vor allem daraus, dass wir die unterschiedlichen Level angeguckt haben. ABC-Class, die ganz Kleinen, die komplett tollwütig sind; die mittleren so 10-14 Jährigen, die fleißig und interessiert sind; und die Großen, die schon Arbeitsblätter alleine bearbeiten können undso. Bei den Kleinen habe ich viel zugeguckt, weil ich das als am schwersten empfinde und ich mich eh nicht auf was anderes hätte konzentrieren können, wegen der enormen Lautstärke. Die anderen Stunden habe ich zu Teilen genutzt, um etwas Khmer zu lernen. Manno, ich kann mich wirklich nicht unterhalten. Ich will aber! Ich muss das unbedingt richtig lernen. 

Der Eiskaffee ©Jako

Der Tag war auf jeden Fall informativ, mangels Schlaf und der Hitze aber auch ziemlich anstrengend. Die Stunden am Nachmittag haben wir uns dann geschenkt und sind stattdessen einen Eiskaffee trinken gegangen. Ich mag keinen Kaffe, aber das war eigl auch kein Kaffee... Zucker und Milch und Eiswürfel und achja vielleicht ein bisschen Kaffee. Auf jeden Fall sehr lecker. Abends hat es wieder angefangen zu regnen, wenn es regnet, kommen die Kinder nicht zur Schule. Das ist wohl so eine Faustregel. Als wir mit dem Tuktuk wieder zurück gefahren sind, war es schon dunkel. Die Fahrt war wieder sehr toll, ich könnte ewig in diesen Dingern rumfahren und die Menschen und Häuser beobachten, während die anderen 3 über mehr oder weniger interessante Dinge diskutieren. Ich hab sie alle sehr lieb. Kaum als wir beim Guesthouse angekommen sind, ging es auch schon wieder los zu einem „Meeting“. Wir sind essen gegangen und alle wichtigen Leute von SCAO waren anwesend. Wir 4 neuen Freiwilligen, die 3 alten Freiwilligen, unser SCAO Ansprechspartner Peter, der SCAO-Kopf Mr. Sameth, und André mit seiner Familie. Das Essen war lecker, es gab viel Bier und ich war schon auf dem Hinweg glücklich und alles war toll.

Wieder im Guesthouse haben wir uns an unsere Laptops gesetzt um diese Einträge zu schreiben, es lohnt sich auf jeden Fall bei meinen Kollegen vorbei zuschauen! (Jako und GwenIch habe noch mit meinen Jungs geskypt, was einfach cool war, ach das Internet ist klasse. Übrigens auch viel besser ausgebaut als in Deutschland. Überall ist Free Wifi und jeder hat ein Handy. Es gibt hier quasi kein Festnetz. Wir haben uns auch schon eine SimKarte gekauft und können jetzt für 4 Cent die Minute nach Deutschland telefonieren. Aber wozu, wenn man kostenlos Skype nutzen kann? I like! 


Dienstag, 18.08.15

Ankommen

Ich sitze vor unserem Zimmer im Laughing Fatman Guesthouse auf der Terrasse. Inzwischen regnet es nicht mehr (momentan ist Regenzeit), die Luft ist dennoch angenehm abgekühlt, ich spüre grade sogar einen leichten Windzug. Gegenüber ist irgendeine Einrichtung, anscheinend eine Bar oder ein Hotel mit Pool und Livemusik, wirklich guter Livemusik. Auf den Leuchtreklamen von den Guesthouses drum rum wird das Angkor Premium Beer angepriesen (My country, my beer) und auch die Gekkos fehlen nicht. Es ist halb 11, aber ich bin noch nicht müde, ich habe ja im Flugzeug sehr viel geschlafen. Die Stunden in Phnom Penh, die ich bisher verbracht habe, waren sehr informativ, es wurden eine Menge Fragen gestellt und geklärt. Ich bin unglaublich froh, dass die jetzigen Freiwilligen noch hier sind, um uns etwas einzuführen. Nicht jeder Freiwillige hat solches Glück. 

Wir haben uns in unserem Zimmer eingerichtet, ich schlafe zusammen mit Jako in einem ausreichend großen Zimmer mit 2 riesigen Betten und einem Ventilator an der Decke. Das Badezimmer ist ziemlich witzig, aber es funktioniert. Es gibt wirklich nichts zu meckern. Das Essen war klasse, ich habe mir ein typsiches Khmer-Gericht gekauft: Khmer Curry. War total lecker. Was die hier für Gemüse haben, ich bin gespannt ob ich das alles wiederfinde, in der School 1 werden Jako und ich auch für uns selbst kochen müssen. 

Während dem Essen ist es schon dunkel geworden, hier wird es wohl immer schon um 7 dunkel, das finde ich total krass. Zwar schwankt das zwar übers Jahr ein wenig, aber nicht sonderlich viel. Mücken! Keine. Wirklich. Ich habe keine einzige Mücke gesehen und gespürt. Das liegt vor allem daran, dass wir in der Stadt sind. Je weiter man aufs Land kommt, desto mehr Mücken gibt es, aber bis jetzt habe ich davon wirklich überhaupt nichts zu spüren bekommen.

Apopros Spüren und Fühlen: Wenn ich hier so auf der Terrasse sitze und in die Gasse hinunter und über die Dächer und Balkone hinweg schaue, fühlt sich das alles noch so fremd und exotisch an. Was Lennart alles erzählt hat, ist schon beeindruckend. Ich kann mir noch nicht vorstellen, diese ganze Verantwortung übernehmen zu können. In 3 Tagen vor einer Klasse zu stehen und ihnen Englisch beizubringen. Volunteer Pläne aufzustellen und das Haus zu organisieren, die finanzielle Grundlage von SCAO. Wir sind nicht zum Urlaub und tralalü da. Wir werden richtig gebraucht. Das ist so eine große Aufgabe und im Moment fühle ich mich noch viel zu klein, um das schaffen zu können. Alles ist noch sehr fremd, das Essen ist lecker, die Menschen sind nett. Ich frage mich, wie lange es dauern wird, bis ich mich ein Teil des Ganzen hier nennen kann. Morgen fängt der erste Tag unserer kurzen Einarbeitungsphase an. Wir werden um 9 in der Früh von einem Tuktuk-Fahrer abgeholt (Motorrad mit einer kleinen „Kutsche“ hinten dran), der uns 1 Stunde lang zur School 2 fahren wird. Ich freue mich auf die Fahrt. 


Dienstag, 18.08.15

Unterwegs

Sonntag war der Tag des Abschieds. Ich hab den ganzen Tag mit Packen verbracht, in Bremen mit der Familie gegessen, in dem selben Restaurant in dem wir auch Jonas verabschiedet haben. Am Bahngleis sind dann noch meine Mädchen zu uns gestoßen und ich habe einen wie ich finde komischen Abschied hinter mich gebracht. Im Zug musste ich dann heulen, aber das war nach 10 Minuten auch wieder okay. Der Zug ist allerdings noch nicht nach Frankfurt, sondern nach Hamburg gefahren. Dort habe ich die Nacht auf Montag bei einem Freund gepennt und wir haben um halb 7 in der Früh nen perfekten Abschied hingelegt. Ich war sogar noch früher als zu früh eingeplant am Hamburger Hbf, alles war also super entspannt. Die Zugfahrt war ebenfalls entspannt, ich glaube ich habe ein bisschen gepennt und ansonsten mit Jako und Anna gequatscht.  Wir bilden die Nordler-Fraktion vom DRK. In Frankfurt angekommen hatten wir noch massig Zeit zum einchecken und man das war einfach toll, ich habe am Flughafen sooo viele glückliche Gesichter gesehen und konnte so viele nette Blicke austauschen! Ich liebe sowas. Nachdem wir uns mit den 3 Südlern zusammengetan haben, konnte es dann losgehen. Das Gefühl, als wir aus diesem Flughafen-Bus gestiegen sind (der einem vom Wartesaal zum Flugzeug fährt), dieses Gefühl werde ich niemals vergessen. Ich hatte mein Bebi in der Hand und habe mich so richtig gefreut, ich habe dieses riesige Flugzeug gesehen und einfach so richtig Bock bekommen. Ich bin in die Luft gehüpft :D 

Während dem Flug nach Doha musste ich alleine sitzen, weil ich ja ein Nachrücker bin, und mein Flug deshalb nicht mit den anderen zusammen gebucht worden ist. War aber nicht soo schlimm, ich hab nen doofen Film gesehen (Tokio Drift), und ne Menge geschlafen. Außerdem habe ich ein Geschenk von meiner Mama geöffnet, indem ein Klasse Brief war. Ein wirklich toller und wahnsinnig weiser Brief, der mir wirklich viel bedeutet. Danke Mama, toll wie du mich kennst, oder vielleicht denkst du ja auch genauso. Ich liebe es, meine wirren Gedanken so geordnet auf einem Papier stehen zu haben. Von irgendeinem weisen Jemand perfekt formuliert, sodass ich beim lesen nur begeistert und voller Mitgefühl nicken und weinen kann. Danke. 

Dohas Flughafen ist klasse. Total hübsch. Und interessante Menschen! Jako und ich haben die wohl teuersten Nudeln unseres Lebens gegessen (Neun Euro), aber dafür haben wir wunderschöne Geldscheine zurück bekommen. Im Flug nach Phnom Penh saß ich dann am Fenster neben Jako, aber ich habe wieder die meiste Zeit gepennt. Wir sind in irgendeiner Stadt in Vietnam zwischengelandet und hatten danach für den Rest des Fluges, der nur ne halbe Stunde gedauert hat, das Flugzeug quasi für uns alleine. Die Bilder waren beeindruckend. Überschwemmte Landschaften, ausgetrocknete Flussbetten, Siedlungen, die sich an Flüssen entlangziehen, symmetrisch angelegte Straßen, noch mehr Flüsse und ganz viel Grün und Gelb und natürlich tolle Wolken, ich liebe Wolken. Der Flug von Vietnam nach Phnom Penh war die beste Strecke.

In der Hauptstadt angekommen mussten wir uns erstmal ein Visa besorgen, das wir innerhalb des nächsten Monats verlängern müssen. Draußen traf uns erstmal die Hitze (ich hatte mich auf Schlimmeres gefasst gemacht), und danach André. André ist sowas wie unser Mentor, also eine wichtige deutschsprachige Kontaktperson und ziemlich cool. Wir sind im klimatisierten Auto zu unserem Guesthouse gefahren, in dem wir bis Freitag wohnen werden und haben uns dort mit den jetzigen Freiwilligen Lennart, Antonia, Angelina und Luzie unterhalten. Mehr haben wir an dem Tag auch nicht mehr gemacht, wir waren von der Fahrt noch ziemlich fertig, immerhin über 24 Stunden unterwegs.