Meine letzten Wochen

Am 29.07 verließ ich spät abends das Haus, meine Familie war in Schottland, diesmal war also ich die Allerletzte, die das Haus verließ und musste dementsprechend alles auf Vordermann bringen, wie meine Mam das sonst eigentlich immer tut. Deren Abwesenheit war auch der Grund, weshalb für mich nur noch der viel zu große Koffer blieb ("Wohin wanderst du denn aus?"), den ich dann schließlich zufrieden in unserem kleinen Auto verfrachten konnte. Dann ging es zu einem Freund, der seine Abschiedsparty gefeiert hat und ich ging mit einer Laune hin, die ich lange nicht mehr hatte. Ich war ein so glücklicher Mensch und konnte einen sehr liebevollen Abend mit sehr wichtigen Menschen genießen. Nach wenigen Stunden Schlaf brach ich im Morgengrauen Richtung Berlin auf und sagenhafte … 10? Stunden später kam ich beim Gelände vom VJF (Vereinigung junger Freiwilliger) irgendwo hinter Grünau im Grünen am schönen Langer See an.

Der Blick von meiner Bungalow-Terrasse auf die Lichtung, wo gegessen und unterrichtet wurde.
Der Blick von meiner Bungalow-Terrasse auf die Lichtung, wo gegessen und unterrichtet wurde.

Insgesamt waren wir 30 Leute, davon gute 15, die nach Kambodscha reisen werden und um die 10, die nach Chile gehen. Plus 3 Kambodschaner und 2 Chilenen. Wir haben füreinander gekocht, zusammen gebadet, zusammen getrunken, sind zusammen Essen gegangen, haben zusammen diskutiert, zusammen gesungen (Kambodschaner lieben singen), zusammen Wespen ermordet (Kambodschaner hassen Wespen), und vor allem mussten wir alle gegen die Müdigkeit ankämpfen, die uns regelmäßig im Seminarraum einholte, wenn irgendwelche mehr oder weniger interessanten Vorträge gehalten wurden. Etwas sehr wichtiges war trotzdem dabei: Dank der Anwesenheit der 3 Kambodschaner bekamen wir jeden Tag eine Khmer-lesson, also eine Unterrichtsstunde in der kambodschanischen Sprache. Für mich waren diese Stunden sehr wichtig, denn der Dialog ist der Schlüssel zum Eintauchen in die Kultur. Nicht von außen betrachten, sondern richtig schön drin sein. Nach dieser Woche Unterricht könnte ich zwar immer noch keinen Dialog führen, aber ein Anfang ist geschafft, und die Motivation ist definitiv vorhanden!

Jako, Inka, Gwen, Anna, Somphors und Lina vor unser Hütte
Jako, Inka, Gwen, Anna, Somphors und Lina vor unser Hütte

Auch toll fand ich die Idee, einen Brief an sich selbst schreiben zu müssen, den wir nach einem halben Jahr auf dem Zwischenseminar wiederbekommen. Wir mussten 3 Punkte beantworten: Was fühle ich gerade? Eine Liste von "Ich werde..."-Zielen, und: Wo werde ich in einem Jahr sein?

Im Moment erfüllt mich der Gedanke an die Zukunft und die Ungewissheit, die damit verbunden ist, mit glücklicher Vorfreude. Ich empfinde es als ganz ganz spannend, was passieren wird, denn es kann so viel passieren... Ich weiß nicht, dieser Gedanke ist total überwältigend und fühlt sich einfach nur

gut an.

 

Außerdem habe ich eine Menge klasse Leute kennen gelernt, von denen ich viele schon bald wiedersehen werde. Am 17. August geht um 15.40 mein Flieger in Frankfurt und ungefähr... 20 Stunden (so um den Dreh) später komme ich um 15.15 in Phnom Penh an. Weiter kann ich nicht denken. Keine Ahnung was dann kommt *Freude-an-der-Ungewissheit-Moment*

Der laaaange See im Abendlicht inklusive telefonierendem Jako
Der laaaange See im Abendlicht inklusive telefonierendem Jako

Ich habe jetzt noch eine Woche und ich muss sagen, ich hatte wirklich Angst vor dieser letzten Woche, vor diesen ganzen Abschieden. Während dem Seminar hatte ich viel mehr Zeit zum nachdenken, als ich Zuhause hatte. Ich bin von einer Verabredung zur nächsten gehetzt, man will ja alle noch einmal sehen usw... Aber während dem Seminar ist mir bewusst geworden, wie ich mit dieser Situation umgehen muss. Ich muss für den Moment leben. Ich werde die letzten Tage genießen und danach bin ich woanders, und es ist gut, dass ich woanders bin, denn ich werde dort eine Menge erleben und ich werde wiederkommen. Diese Gedanken haben mir geholfen, nicht mit Trauer und Angst auf den Abschied, sondern mit Freude auf die letzten gemeinsamen Stunden zu schauen.

Schon allein für diese letzten Wochen hat sich mein Auslandsjahr gelohnt, obwohl es ja noch nichtmal richtig angefangen hat. Ich erlebe die Treffen mit meinen Freunden nun viel intensiver, weil ich weiß, dass wir in dieser Konstellation uns nun ein Jahr nicht mehr sehen werden; ich komme mit vielen Leuten ins Gespräch, und diese Gespräche machen mich glücklich, ich bekomme viele Geschenke, einerseits materieller Art, aber auch die Besuche, Telefonate und Gespräche erfüllen mich mit Dankbarkeit. Das alles tut sehr gut. Danke an auch alle da draußen. IHR tut mir sehr gut! ^-^

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Vivi (Freitag, 14 August 2015 21:13)

    Hey du
    Ich wünsche dir ein paar letzte und erholsame Tage Zuhause und einen angenehmen Flug in dein Jahr voller Abenteuer :)

    Ich habe deinen Eintrag gelesen und mich richtig für dich gefreut und ich bin gespannt was du noch alles so erleben wirst
    Viel Spaß :D

    Lg

  • #2

    J.L (Freitag, 14 August 2015 22:27)

    Viel Spaß :D LG.